Deutschland ist enttäuscht, der letzte Platz beim ESC mit - de facto - Null Punkten.
Zum künstlerischen Stellenwert der Beiträge kann ich nichts sagen, da bin ich eindeutig der "falsche Sänger", wohl aber zur allgemeinen Botschaft.
Es ist eindeutig, dass im Wettbewerb das Stimmverhalten zunehmend nach politischer / nachbarlicher Sympathie stattfindet.
Die politische Aussage des Siegerliedes aus der Ukraine ist eindeutig, die Sympathien, die damit erworben wurden waren klar, das Ergebnis ist in Ordnung, so wurde eben abgestimmt, basta.
Pharisäerhaft mutet es allerdings in dem Zusammenhang an, dass sich außerhalb des ESC niemand für die Geschichte und das Schicksal der Krimtataren interessiert. Gar nicht davon zu sprechen, was passieren würde, wenn plötzlich mehrere Hunderttausend von Ihnen an Deutschlands Grenzen mit ihren kleinen struppigen Pferden aufreiten würden.
Interessant ist, dass 'trotzdem' die Ukraine und Russland am Ende nahe beieinander einkamen. Die deutschen Medien begründen dies damit, das "trotzdem die Russen so unbeliebt sind" der dritte Platz erreicht wurde. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: "Trotzdem die Russen so unbeliebt sind, werden sie Dritter."
Die deutschen Medien überbieten sich bereits wenige Stunden nach dem Wettbewerb in Deutungen, man windet sich wie eine Schar von Aalen, letztendlich einfach nur noch peinlich.
Die Ukraine habe - verdient - gewonnen wegen der klaren Botschaft (gegen die Russen), auch wenn die politische Botschaft beim ESC natürlich eigentlich so richtig nicht gewollt sei, aber in dem Fall natürlich verständlich wäre und nicht so schlimm. Wenn es gegen die Russen geht, ist scheinbar nichts schlimm genug, als dass es Kritik verdienen sollte.
Der russische Beitrag wird subjektiv noch einmal kräftig abgewertet. Den Wortlaut erspare ich mir, ist einfach zu albern.
Geht man von politischen / nachbarlichen / medialen Sympathiephantasien für Deutschland aus, war den deutschen Medien von vornherein klar, dass der deutsche Beitrag in das erste Wertungsdrittel gehören würde. Unklar war lediglich, welcher Platz im Ranking bis (schlechtestenfalls) Platz 10 den deutschen Sympathiewerten adäquat wäre.
Nun hat es nicht gereicht, die Gründe mögen, wie meist, mehrschichtig sein.
Faszinierend finde ich allerdings, dass schon kurz nach Ende der Veranstaltung den deutschen Medien klar ist: Die politische Akzeptanz Deutschlands in Europa hängt damit nicht zusammen.
Der eindeutige Zusammenhang 'Politische Sympathie und Voting' gilt nur für die anderen Länder.
Deutschland ist enttäuscht!
Übrigens ein interessanter Aspekt: Kann es sein, dass dieses Voting für die Ukraine auch helfen soll beim nächsten ESC in Kiew die Russen nochmal kräftig vorzuführen?
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