In meiner Kindheit wurde samstags gebadet. In der Küche wurde die Zinkwanne aufgestellt, in der meine Mutter sonst die 'große Wäsche erledigte'. In allen verfügbaren größeren Töpfe wurde auf der Platte des Kohleofens Wasser erwärmt und damit die Wanne gefüllt. Obwohl, gefüllt wurde die Wanne nicht, der Boden war notdürftig bedeckt, kam doch das Wasser nicht von allein aus der Wand, sondern mußte per Hand und Fuß vom Hof mit Eimern zu jeweils 10 Liter aus dem Brunnen nach oben getragen werden.
Für das Bad gab es eine standardisierte Reihenfolge: zuerst die Kinder, danach die Mutter und der Vater durfte zuletzt, wahrscheinlich weil nach ihm in der Regel das Wasser überhaupt nicht mehr nutzbar war. Entsprechend der Meinung meiner Großmutter taugte es danach 'nicht einmal um damit die Blumen zu gießen'. Topfpflanzen hielten sich bei uns nie lange.
Zum Säubern gab es Seife, sofern sie nicht ausgegangen war. Seife gab es in vier Qualitäten: 'Feinseife', war das Stück, das irgendwie roch, meist nicht sehr angenehm, aber es reinigte. Dann gab es 'Kernseife', sie diente zur Wäsche und zum Reinigen, auch besonders gut geeignet zur Behandlung von Nagelbettentzündungen oder Furunkeln. Nicht zuletzt gab es 'Schmierseife', ein braunes, klebriges halbflüssiges Zeugs, das zwar gut auf die Haut, aber schlecht wieder ab ging.
Für die ganz Harten gab es als ultima ratio die 'Handwaschpaste', eine graue Masse, meist aus irgendwelchen Eimern zu fingern, überwiegend bestehend aus Sand, sodass man das Gefühl hatte der Reinigungsprozess erfolgte rein mechanisch durch das Scheuern des Sandes auf der puren Haut.
Und, na ja, theoretisch gab es noch WestSeife, die duftete mehr oder weniger und roch nicht nur.
Es gab Rasierwasser, es hieß tatsächlich so, roch regelhaft etwas streng und brannte furchtbar auf der Haut, da es meist nahezu komplett aus Alkoholen bestand. Die Haut fühlte sich danach an wie gegerbt, vielleicht war es auch der Grund, aus dem es angewandt wurde.
Interessant war es morgens im vollbesetzten und vollstehenden Bus oder der überfüllten Bahn, wenn die Massen zur Arbeit fuhren. Da alle gleich rochen, fiel es meist gar nicht mehr auf, sofern man erstmal drin war. Aber, beim Einsteigen nahm es mir schier den Atem, und beim Aussteigen wunderte ich mich, wie frisch Luft ohne Seifengeruch und Pitralon war. Pitralon war übrigens ein Rasierwasser nach alter Rezeptur, darin Alkohole, Menthol und Campher. Die drei Hauptingrediezien riechen allein schon schlimm genug, aber in Kombination, halt die Luft an Alter.
Und dann gab es die "beliebte FlorenaCreme", das war's für uns Männer.
Um ehrlich zu sein, es machte, was es sollte. Schminken etwa hätte sowieso als unmännlich gegolten. FlorenaCreme wurde in der Tat sehr breit angewandt, praktisch von jedem Mann der Hautcreme nutzte, was nicht all zu viele waren. Das praktisch alle cremenden Männer die "beliebte Creme" auf ihre Haut schmierten war nicht verwunderlich. Es ging dabei nicht allein um die Qualität, obwohl richtig schlecht war sie nicht, es war allerdings die einzige Marke, die regelmäßig greifbar war. Werbung erübrigte sich damit, was sich wiederum positiv auf den Preis auswirkte, spottbillig.
Die Haare wurden nach dem jeweiligen Trend geschnitten, wobei 'Trend' in der Regel nichts mit Mode, sondern damit zu tun hatte, was der jeweilige Barbier gerade konnte.
Primär erinnere ich den sogenannten Topfschnitt, Topf auf den Kopf und rundherum abgeschnitten. Es folgte Fasson, dann kam der Rundschnitt, der hatte einen geringen Anschein von Modernität. Eine gewollte Provokation waren in den 60ern unsere 'Pilzköpfe', danach wurde es total langweilig, vor allem weil die Haare ausgingen. Einige Zeit versuchte ich noch die letzten Haare kaschierend über die blanken Stellen auf meinem Kopf zu zerren, dann kam der Rasierer, zuerst mit 6 mm, dann 3 mm, jetzt sense ich jeden Ansatz von Haar auf dem Kopf weg und gut ist es. Spart Zeit, Geld und Enttäuschung.
Ach so, fast vergessen hätte ich jetzt um ein Haar die beliebten Haarwässer. Die hießen auch tatsächlich so. Millionen von Männer spritzten sich morgens Birkenhaarwässer auf die Platte, unabhängig davon, wie viele Haare da noch waren. Die mit wenigen oder keinen Haaren hofften dass das Gebräu die Residuen zu Vermehrung treiben konnten, was nicht gelang. Die, die noch Haare hatten hofften auf die 'pflegende und erhaltende Wirkung' des Birkenextraktes. Eine Wirkung konnte wohl keine der beiden Fraktionen belegen und trotzdem wurde es jeden Morgen wieder 'auf die Rübe draufgeklatscht'.
Heute gibt es eine Unmenge von Pflege- und Kosmetikprodukten für den Mann, ein gigantischer Markt mit falscher Hoffnung. Ob sie besser pflegen als Florena, Kernseife und Pitralon wage ich zu bezweifeln, aber es riecht besser, auch wenn in Bus und Bahn kaum noch Menschen dichtgedrängt stehen, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Deutschlands Männer pflegen sich, unverdrossen! So richtig schöner werden wir trotzdem nicht!
Zum Säubern gab es Seife, sofern sie nicht ausgegangen war. Seife gab es in vier Qualitäten: 'Feinseife', war das Stück, das irgendwie roch, meist nicht sehr angenehm, aber es reinigte. Dann gab es 'Kernseife', sie diente zur Wäsche und zum Reinigen, auch besonders gut geeignet zur Behandlung von Nagelbettentzündungen oder Furunkeln. Nicht zuletzt gab es 'Schmierseife', ein braunes, klebriges halbflüssiges Zeugs, das zwar gut auf die Haut, aber schlecht wieder ab ging.
Für die ganz Harten gab es als ultima ratio die 'Handwaschpaste', eine graue Masse, meist aus irgendwelchen Eimern zu fingern, überwiegend bestehend aus Sand, sodass man das Gefühl hatte der Reinigungsprozess erfolgte rein mechanisch durch das Scheuern des Sandes auf der puren Haut.
Und, na ja, theoretisch gab es noch WestSeife, die duftete mehr oder weniger und roch nicht nur.
Es gab Rasierwasser, es hieß tatsächlich so, roch regelhaft etwas streng und brannte furchtbar auf der Haut, da es meist nahezu komplett aus Alkoholen bestand. Die Haut fühlte sich danach an wie gegerbt, vielleicht war es auch der Grund, aus dem es angewandt wurde.
Interessant war es morgens im vollbesetzten und vollstehenden Bus oder der überfüllten Bahn, wenn die Massen zur Arbeit fuhren. Da alle gleich rochen, fiel es meist gar nicht mehr auf, sofern man erstmal drin war. Aber, beim Einsteigen nahm es mir schier den Atem, und beim Aussteigen wunderte ich mich, wie frisch Luft ohne Seifengeruch und Pitralon war. Pitralon war übrigens ein Rasierwasser nach alter Rezeptur, darin Alkohole, Menthol und Campher. Die drei Hauptingrediezien riechen allein schon schlimm genug, aber in Kombination, halt die Luft an Alter.
Und dann gab es die "beliebte FlorenaCreme", das war's für uns Männer.
Um ehrlich zu sein, es machte, was es sollte. Schminken etwa hätte sowieso als unmännlich gegolten. FlorenaCreme wurde in der Tat sehr breit angewandt, praktisch von jedem Mann der Hautcreme nutzte, was nicht all zu viele waren. Das praktisch alle cremenden Männer die "beliebte Creme" auf ihre Haut schmierten war nicht verwunderlich. Es ging dabei nicht allein um die Qualität, obwohl richtig schlecht war sie nicht, es war allerdings die einzige Marke, die regelmäßig greifbar war. Werbung erübrigte sich damit, was sich wiederum positiv auf den Preis auswirkte, spottbillig.
Die Haare wurden nach dem jeweiligen Trend geschnitten, wobei 'Trend' in der Regel nichts mit Mode, sondern damit zu tun hatte, was der jeweilige Barbier gerade konnte.
Primär erinnere ich den sogenannten Topfschnitt, Topf auf den Kopf und rundherum abgeschnitten. Es folgte Fasson, dann kam der Rundschnitt, der hatte einen geringen Anschein von Modernität. Eine gewollte Provokation waren in den 60ern unsere 'Pilzköpfe', danach wurde es total langweilig, vor allem weil die Haare ausgingen. Einige Zeit versuchte ich noch die letzten Haare kaschierend über die blanken Stellen auf meinem Kopf zu zerren, dann kam der Rasierer, zuerst mit 6 mm, dann 3 mm, jetzt sense ich jeden Ansatz von Haar auf dem Kopf weg und gut ist es. Spart Zeit, Geld und Enttäuschung.
Ach so, fast vergessen hätte ich jetzt um ein Haar die beliebten Haarwässer. Die hießen auch tatsächlich so. Millionen von Männer spritzten sich morgens Birkenhaarwässer auf die Platte, unabhängig davon, wie viele Haare da noch waren. Die mit wenigen oder keinen Haaren hofften dass das Gebräu die Residuen zu Vermehrung treiben konnten, was nicht gelang. Die, die noch Haare hatten hofften auf die 'pflegende und erhaltende Wirkung' des Birkenextraktes. Eine Wirkung konnte wohl keine der beiden Fraktionen belegen und trotzdem wurde es jeden Morgen wieder 'auf die Rübe draufgeklatscht'.
Heute gibt es eine Unmenge von Pflege- und Kosmetikprodukten für den Mann, ein gigantischer Markt mit falscher Hoffnung. Ob sie besser pflegen als Florena, Kernseife und Pitralon wage ich zu bezweifeln, aber es riecht besser, auch wenn in Bus und Bahn kaum noch Menschen dichtgedrängt stehen, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Deutschlands Männer pflegen sich, unverdrossen! So richtig schöner werden wir trotzdem nicht!
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