Reisen
bildet, schon bei der Fahrt mit der Bahn.
Am
Sonntagvormittag in einem RE der Bahn zwischen Bad Nauheim und
Frankfurt Hbf.
Ein
Abteil, wenig gefüllt, neben uns nur 4 Erwachsene und 5 Kinder,
davon eine Jugendliche.
Von
den vier Erwachsenen und der Jugendlichen gehen unmittelbar Kabel
nach oben in Richtung Decke, dort in die Steckdosen eingesteckt die
Ladestecker von 5 Smartphones. 4 der 5 Smartphonebesitzer halten den
Blick stramm auf das jeweilige Display gerichtet, sie wirken
hochkonzentriert, selbst am Sonntagmorgen, die Finger bewegen sich
zügig, ab und zu ein nicht zu definierender Laut. Mal klingt es wie
Enttäuschung, mal wie ein Jubellaut.
Die
4. Erwachsene schläft, das Smartphone ist dabei zwischen Hinterkopf
und Sitz eingeklemmt und im zu erwartenden Notfall sofort verfügbar.
Die
vier Kinder, ich schätze so zwischen 3 bis 10 Jahren, bewegen sich
lautstark durch das Abteil und über die Sitze. Allen geht es gut!
Ich
döse etwas vor mich hin, bis mich lautes Geschrei aufschreckt.
Eine
der Erwachsenen schreit laut und spitz auf, „Verdammt, hör auf,
muss das jetzt sein.“
In
meinem noch nicht voll orientierten Halbschlaf vermute ich Schlimmes,
im Kopf läuten schnell lauter werdend die Alarmglocken.
Möglicherweise wird eine der Frauen gerade in aller Öffentlichkeit
sexuell belästigt, hört man ja jetzt alle Nase lang. Hilfe ist offenbar nötig!
Als
ich die Augen öffne sehe ich zuerst meine Frau, ganz ruhig und
entspannt, leicht schmunzelnd. Wieso sitzt sie so unbeteiligt? Hilfe
ist notwendig, eine Frau wird bedrängt!
Wieder
die schrille Frauenstimme: „Verdammt noch mal, hör jetzt endlich
auf, jetzt nicht!“
Eine
weinerliche Kinderstimme, “Ooch Mama,“ und das kleine Mädchen
rutscht vom Schoss der Mutter, auf den es mühsam geklettert war.
Die
Mutter setzt sich wieder gerade hin und konzentriert sich weiter auf
ihr Smartphone.
Zum
Glück ist ihr nichts passiert.
Wenige
Minuten später fährt der Zug in den Frankfurter Bahnhof ein.
Deutschland
schaut sein Smartphone.
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