Als junger Mensch fiel es mir schwer zu verstehen, warum wir Deutschen weltweit so richtig gut nicht gelitten waren.
Primär dachte ich es ginge um eine Art Sippenhaft für die Verbrechen des Dritten Reichs, merkte aber schnell, das war es wohl eher nicht. Es wäre ja ungerecht gewesen, wurde uns doch im Osten Deutschlands ebenso wie im Westen vermittelt, dass wir damit nichts, aber auch gar nichts zu tun gehabt hatten.
Mit zunehmender Reife fällt es mir allerdings nicht mehr schwer die Vorbehalte gegen uns Deutsche nachzuvollziehen.
Zur Causa Böhmermann habe ich mich bereits verbreitet.
Dieser Gaul ist zwar politisch und medial noch nicht zu Tode geritten, wir aber springen blind, arrogant und besserwisserisch mit beiden Füßen in den nächsten Fettnapf: Der Mantel der Königin!
Deutschland wird vom Königspaar der Niederlande besucht! Ein Hype sondergleichen, die Medien mit Schaum vor dem Mund, von "Seiner Majestät" ist immerzu die Rede, mit einem ähnlich wohligen Schauder in der Stimme, als wenn vom "Freiherrn" konfabuliert würde. Zur Erinnerung, Herr von Guttenberg, der Freiherr.
Der "Freiherr" ist in den deutschen demokratischen Medien der "adlige" Ehrentitel für Herrn Guttenberg. Bei Recht besehen ist der Adelstitel in Deutschland keine Standesbezeichnung mehr, sondern darf per Gesetz lediglich noch als Zusatz im Nachnamen geführt werden. Wenn also unsere Medien mit salbungsvollem Timbre in der Stimme und dabei vibrierendem Zwerchfell von der ersehnten "Rückkehr des Freiherrn" sprechen, begehen sie eigentlich neben dem Rechts-, auch noch einen Formfehler, ist es doch ähnlich despektierlich als würden sie sagen: "Deutschland wartet, dass der Müller wiederkommt.". Man würde ja zumindest davon sprechen, dass der Herr Müller wiederkommt. Nur wie würde es klingen, wenn man vom Herrn Freiherr sprechen würde. Das aber nur am Rande zu unseren deutschen demokratischen Medien!
Eigentlich wollte ich mich aber am Mantel der Königin abarbeiten.
Die Niederländer dieses kleine, etwas avantgardistische Völkchen im äußersten Nordwesten Mitteleuropas leistet sich so einiges: eine Firmenflotte von Wohnwagen jeglicher Couleur, Coffeeshops und Cannabis für alle, das Recht der aktiven Sterbehilfe, Volksentscheide zu wichtigen Fragen und eben auch die parlamentarische Monarchie.
Das niederländische Königspaar hat gerade Bayern besucht, wenn man so will ein Mini-Staatsbesuch. Soweit so gut, vergleichbar dem möglichen Besuch unseres Bundespräsidenten etwa in Athos. Obwohl der Vergleich hinkt, warum sollte unser Bundespräsident gerade die Mönchsrepublik besuchen.
Jedenfalls, das niederländische Königspaar hat u.a. Nürnberg besucht und jetzt beginnt der grenzenlose Skandal: der Mantel der Königin.
Die Königin hat dort einen Mantel getragen, der zugegebenermaßen meinen lediglich rudimentären Modegeschmack auch nicht anturnte, in einem Grauton gehalten und als Applikationen waren Metallteile, ich glaube Schrauben, Haken und ähnliche Dinge zu erkennen. Ich mußte über das "gute Stück" schmunzeln, aber zum Glück führen mich unsere Medien wieder auf den Pfad der Tugend zurück.
Das Grau des Mantels wurde mit dem "Farbton von Naziuniformen" gleichgesetzt, aus den Metallapplikationen wurden "stilisierte Hakenkreuze" herausgelesen und dies alles in Nürnberg, der "Hauptstadt der Bewegung".
Im Nebensatz erfährt man, dass Frau Maxima, welch Graus, diesen Mantel schon einmal öffentlich im Rahmen eines Staatsbesuches und zwar in Dänemark getragen habe und, bezeichnend, die Dänen hätten dabei "keine negativen Empfindungen" gehabt.
Falls jemand jetzt noch fragen sollte, was dies alles damit zu tun hat, dass wir Deutschen nicht so wohlgelitten sind - dann kann ich ihm auch nicht mehr auf die Sprünge helfen.
Deutschland - total bekloppt
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