In meiner Kindheit war es üblich, dass wir mit Hacke und Schaufel viele Stunden damit verbrachten auf Schatzsuche zu gehen.
Wir hatten die Vorstellung, irgendwo und überall in der Erde liegen massenhaft Schätze vergraben, wir müssen nur ein bißchen suchen, wobei die Details, was wir eigentlich suchten, unklar blieben. Der Spielraum reichte von riesigen Gold- und Silber-Bergen bis zu allem, was sich anfassen und mitnehmen ließ und dabei nichts kostete. Später kam der Wunsch nach der Prinzessin aus dem Märchenfilm dazu, und in den DEFA-Filmen waren die Prinzessinnen meist recht ansehnlich.
Heute kann ich nicht einmal schätzen, wie viele Kubikmeter wir umgebuddelt haben. Die Ausbeute war mager. Abgesehen von einer alten Bronzemünze beim Bepflanzen des Grabes meiner Urgroßmutter, Ausgabejahr 1799, und einem Koppelschloß mit der geprägten Aufschrift "Meine Ehre heißt Treue", verbuddelt auf dem Hof neben der Miste, habe ich nie etwas Nennenswertes gefunden.
Die Münze haben die Erwachsenen sicher für mich aufbewahrt, d.h. ich habe sie nie wiedergesehen. Beim Koppelschloß war ich vorsichtiger und behielt den kostbaren Fund vorerst für mich! Erst nachdem ich mir aus einem alten Sack einen Streifen als Gürtel geschnitten und diesen mit dem Koppelschloß verbunden hatte trug ich ihn über meiner kurzen Hose. Daran hing ein Holzschwert, selbst gebaut.
Unter uns Kindern war ich - für wenige Stunden - der Größte, für meinen Vater wenig später die Inkarnation des Leibhaftigen. Er riss mir das Prachtstück herunter und stopfte es in die damals noch obligate Aschentonne ganz nach unten, mit der Aschenschaufel, mit der er sonst das Feuerloch des Küchenofens reinigte.
Seine Ohrfeige klingt mir noch heute im rechten Ohr, die Schatzsuche hatte danach keinen hohen Stellenwert mehr, sie war sowohl unergiebig, als auch schmerzhaft.
Erst später hat er mir erzählt, dass sein Halbbruder 1945 seine SS-Uniform auf der Miste entsorgt hatte, das Koppelschloss hatte überlebt.
Obwohl, schade ist es aus heutiger Sicht schon, erzielt man doch auf dem Militariamarkt dafür bereits wieder rund 500 €. Das blanke Geld hat er weggeschmissen, so ändern sich die Zeiten.
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