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"Wir strahlen alles aus Stahl, auch ihre Schwiegermutter."

Schmuddelkinder oder solche, die lediglich dazu erklärt werden, hatten und haben in diesem unseren hochmoralischen Land einen schweren Stand. 

Schon Franz Josef Degenhardt besang 1965 in seinem zweiten Album "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" die Probleme der Ehrbaren mit den Schmuddelkindern unserer Gesellschaft.

Damals nahm er die Spießigkeit und moralische Verlogenheit der Bonner Nachkriegsgesellschaft aufs Korn. Leider ist er in 2011 gestorben, seine Texte sind nach wie vor aktuell. Jetzt allerdings nicht selten mit anderer Gewichtung.


Hochmoralisch, damit sind nicht gemeint die Banken, die unter dem Deckmantel der Globalisierung mit Allen und Jedem, unabhängig von seiner Moral Geschäfte machen. 
Es sind nicht gemeint die DAX-Unternehmen, die Millionengeschäfte mit Partnern machen, über die in den Medien gleichzeitig - "fürs Volk " - unter dem Deckmantel moralischer Entrüstung ganze Kübel von Schmutz ausgeschüttet werden. 
Damit sind nicht gemeint, die Rüstungsunternehmen, die ungeniert und mit staatlicher Duldung die Krisenherde dieser Welt permanent mit Waffen beliefern. 
Damit ist nicht gemeint, der Yuppie, der am Bahnhof mit angewidertem Blick über die Füße des Obdachlosen hinweg steigt, um dann in der Vorweihnachtszeit mit wohligem Schauer und vor Rührung feuchter Unterhose seine 5€ in die Sammelbüchse der Caritas zu werfen. 
Damit ist auch nicht gemeint die Bundeswehr, die weiter Saudis militärisch ausbildet, obwohl unsere Regierung mit dem Ausdruck höchster moralischer Entrüstung den Mord an einem Journalisten "verurteilt" hat.
Damit ist auch nicht der GRÜNE - Spitzenpolitiker gemeint, der dem Volk Umwelt predigt und selbst SUV fährt. 

Schmuddelkinder sind heute nicht mehr die Menschen, die schmuddlig durch die Gegend laufen. 

Zum Schmuddelkind werden wir schon, wenn wir eine Meinung vertreten, die nicht vom Mainstream gedeckt ist. Sehr schnell erlebt man sich dann stigmatisiert, ausgegrenzt, wer großes Pech hat, verliert sogar seine soziale Stellung. 

In unserer Nähe gibt es ein Unternehmen, welches als Dienstleistung Sandstrahlarbeiten anbietet. Auf dem Betriebstransporter prangt eine Werbeschrift: "Wir strahlen alles aus Stahl, auch ihre Schwiegermutter?"

Das traditionelle, bisher unüberwundene Stigma der Schwiegermütter, besteht darin eine Art Schmuddelkind der Familie zu sein. Gern reiben sich junge Paare gemeinsam an den Schwiegermüttern. Das gemeinsame Abarbeiten an der Schwiegermutter hat eine stabilisierende Funktion für die Partnerschaft, weil es eigene partnerschaftliche Diskrepanzen übertönt. 

Zum Problem wird es, wenn die Schwiegermütter nicht mehr verfügbar sind, der äußere "Feind" damit entfällt. Dann brechen die bis dahin übertünchten partnerschaftlichen Diskrepanzen mit aller Macht auf und nicht selten fliegen die Fetzen.

Auch in der Politik gibt es Schmuddelkinder mit eingebauter Schwiegermutterfunktion. Aktuell ist dies in Deutschland die Blaue Partei mit dem Namen AfD.

Alle anderen Parteien haben die AfD mit mehr oder weniger Berechtigung zum Schmuddelkind, zur politischen und politmoralischen Schwiegermutter erklärt.

Nach Leibeskräften reiben sich die Demokraten an den Populisten, so stark, dass die Funken sprühen. Sie stabilisieren sich mit diesem in vielen Punkten rein imaginären "Kampf gegen Rechts" selbst, schaffen eine fragile Allianz zwischen ihren Parteien.

Gönnen wir deshalb den "Alternativen" ein langes politisches Leben. Denn falls sie eines Tages wegfallen sollten, würden sich die Demokraten wieder an sich selbst reiben müssen. Und dann steht zu befürchten, dass nicht nur Funken sprühen.  

Spiel nicht nur mit den Schmuddelkindern, hege und pflege sie vielmehr, damit du dich lange an ihnen reiben kannst. Du brauchst dich dann nicht vorrangig mit deinen eigenen Problemen beschäftigen. 





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