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Posts

Es werden Posts vom März, 2016 angezeigt.

Der Schirm der jungen Frau

Das Wetter kann sich immer noch nicht entscheiden, Frühling oder doch noch halbwinterliches Schmuddelwetter.  Ein bißchen scheint die Sonne, zwischendurch immer mal wieder Nieselregen, Temperaturen so um die 10 Grad, obwohl schon mehrfach in den diversen Wetterdiensten, Tageszeitung, Radio, Fernsehen, Internet das pure Frühlingswetter avisiert worden war. Heute jedenfalls ist es wieder einmal mistig, trüb, Nieselregen, nicht sehr stark, aber so, dass man ihn auf der Haut spürt und alles tropft, ein kalter Wind, der es noch unangenehmer macht. Als ich das Haus verlasse und dabei unwillkürlich den Kopf einziehe, kommt mir eine junge Frau mit 2 Kindern entgegen, die Kinder irgendwo zwischen 2 bis 4 Jahren alt.  Die Frau vielleicht Mitte der 20er, mit freudlosem Gesichtsdruck, sehr, sehr schlank, meine Großmutter hätte gesagt, 'sie kann einen Bock zwischen die Hörner schmatzen'. Über ihrem Kopf ein sehr großer Regenschirm, schätzungsweise im Durchmesser bei 180 cm,...

Die Nippes der alten Dame

Als sie gefunden wird, war die alte Dame vom Sessel gerutscht und liegt davor auf dem Boden, es sieht weder gefährlich noch unbequem aus. Der Fernseher läuft weiter, ein leiser Ton, so als sollte die alte Dame nicht gestört werden, die Brille hat sie auf der Nase, ihr Gesicht strahlt eine gewisse Ruhe aus, so als habe sie den Tod gerade jetzt erwartet. Viele Jahre hatte sie in der Wohnung gelebt, in der sie nun gestorben ist. Zuerst gemeinsam mit ihrem Mann, später nach seinem Tod auch allein, eher ruhig, soziale Kontakte hatte sie über Jahre überhaupt nicht gepflegt, so als sei sie sich selbst genug. Sie liegt unmittelbar an einer Wand, über ihr eines ihrer kleinen Heiligtümer, ihr Setzkasten, den ihr Mann vor Jahren noch selbst getischlert hatte, etwas grob, viele kleine Fächer in unterschiedlicher Größe, eine zweiflüglige Tür mit dünnem Glas, etwas angestaubt, alles wirkt sehr fragil, so wie die alte Dame, die unmittelbar darunter liegt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Aus...

Der Regenbogen

Der Regenbogen heute nach dem Sturm. Weggeflogen ist nichts, also auch beim nächsten Mal besser Laissez-faire.

Laissez-faire und die Tomatenpflänzchen

Vor einigen Tagen habe ich die Hoffnung auf den baldigen Frühjahrsstart mit dem Wachstum meiner Tomatenpflänzchen verbunden. Da das Wetter, heute, Ostermontag immer noch nicht besser ist, draußen ist es kalt, windig, Nieselregen und über England tobt ein Sturm. Was heißt über England tobt ein Sturm? Ich lese gerade, dass in Holland sogar Wohnwagen vom Sturm einfach umgekippt werden und dass wir selbst hier in Deutschland mit Sturmböen, Gewittern und "kurzlebigen" lokalen Tornados zu rechnen haben. Stellt Euch vor, holländische Wohnwagen werden einfach umgekippt und ich dachte bisher, sie wären das Muster an stabiler Beständigkeit, vor allem mit 80 Stundenkilometern auf der linken Spur der Autobahn scheinen sie mir doch schlichtweg unerschütterlich. Als guter Deutscher schwanke ich jetzt zwischen dem Wunsch nach maximaler Vorsorge, falls der Sturm hierher kommen sollte, möchte ich dagegen gewappnet sein und Laissez-faire, soll es doch kommen, wie es eben will....

Oster-Frühling in Kübeln

Gründonnerstag, Ostern droht. In den regionalen Blumenläden ist Getümmel, Frauen suchen aus, Männer schleppen mehr oder weniger große Paletten mit Blumenpflanzen zum Auto, meist mißgelaunt, weil damit zu rechnen ist, dass Blumenerde oder andere organische Dinge den Kofferraum verschmutzen. Seit meiner Kindheit verbinde ich mit Ostern den Frühling, Sonnenschein, grüner Rasen, Osterglocken, Krokusse, dieser und jener Hase, allerdings sind letztere wohl der Schiesswütigkeit, sie nennen es Hege und Pflege, der regionalen Jäger zum Opfer gefallen, man sieht sie einfach nicht mehr. Möglicherweise hat es auch etwas mit dem Arbeitszeitgesetz oder dem Wirtschaftlichkeitsgedanken ihrer Arbeitgeber zu tun, wegen der einzusparenden Feiertagszuschläge zu Ostern und so. In diesem Jahr ist es kalt, arschkalt, nass, windig, schlichtweg unpassend für Ostern. Aber der Mensch will sein Ostern, wäre ja noch schöner! Zu Hause herrscht ebenfalls Frühlingsaufbruch, Us...

Neue Bomben und Opfer in Brüssel, ich will es nicht mehr ....

...., dass die kleinen Leute dieser Welt die Zeche für die Großen, die sogenannten Herrschenden bezahlen, unabhängig davon wie diese an die Macht gekommen sind. Überall auf der Welt zahlen wir "kleinen Leute" die Zeche für die Politik der "Großen". Was haben die kleinen Leute von der sogenannten Globalisierung, an der sich die Reichen dumm und dämlich verdienen? Was haben die kleinen Leute von der Grenzenlosigkeit des Kapitals und der Großkonzerne? Was haben die kleinen Leute von Bomben in Paris, Brüssel oder sonstigen Orten in Europa? Was haben die kleinen Leute von Bomben in und gegen arabische Staaten? Was können die "Messeropfer" und Terroropfer in Israel dafür, dass die Araber in einen sinn- und ehrlosen Krieg gegen Israel und die Menschen dort gehetzt werden? Die Liste wäre problemlos um viele Fragen zu erweitern.  Letztendlich sind immer die kleinen Leute die Opfer, unabhängig davon ob sie in der konkreten Situation...

Die kleinen Männchen oder die Kehrseite der Medaille

In meiner Kindheit waren wir mit der Welt über das Radio verbunden, große Holzkästen mit Röhren bestückt und einem mehr oder weniger guten Klang. R adios waren faszinierend, vorn leuchtete eine Birne hinter einer Glassch eibe auf der die Namen a ller möglichen Sender, da mals gleich Städte aufgeschrieben waren. Besonders spannend fand ich die Aufschrift Hilversum, denn einerseits wußte ich nicht, wo Hilversum liegt und andererseits kam, wenn ich diesen Sender einstellte, nie ein Ton, kein Empfang unter Hilversum. Dann gab es vorn das sogenannte M agische Auge, von dem ich bis heute nicht weiss, wozu es gut war, aber als Kind war es interessant, da sich dort immerzu etwas veränderte.   Und die Töne, die Töne waren spannend. In der Regel gab es drei Arten von Tönen:  1. Die Nachrichten, meist alle Stunden , o ft mit einem Signal angekünd ig t und mit salbungsvoller Sti mme vorgetragen. 2. Hörspiele, die mich als Kind immer besonders interessiert...

Darf man da lachen? Redundant oder ernst gemeint?

Leipziger Buchmesse 2016, Jaroslav Rudis, ein Autor aus Tschechien, liest aus seinem Buch "Nationalstraße". Rudis ist ein ernsthaft-humoristischer Typ, Baujahr 1972. Beispielsweise parliert er über den tschechischen Nationalismus eines staatlichen Mini-Gemeinwesens, darüber, dass sich das kleine Tschechien mit der Prager Burg die größte Burganlage Europas als Regierungssitz leistet, selbst wenn dort über die Jahre "alle Präsidenten von Havel bis Zeman vor Bedeutung nichts anderes als verrückt geworden seien". Der Held seines Romans "Nationalstraße" ist Vandam, der vom 89-Revolutionär zum 25 Jahre später gescheiterten Luser mutiert. Und dabei zeigt er die gleichen Verhaltensweisen, heute wie vor 25 Jahren, nur die Adressaten seiner Aggressionen sind heute andere. Ich empfehle Euch die Beschreibung seines Verlags, unter  www.randomhouse.de/Paperback/Nationalstrasse/Jaroslav-Rudis/e447330.rhd Wer Rudis kennt, weiss, dass in seinen Bücher (fast) ni...

Die Hoffnung der Tomatenpflänzchen

Das Wetter geht mir gelinde ausgedrückt auf den Geist. Nur trüb, trüb, trüb, seit Monaten ganz wenig Sonne, selbst dann meist diesig, es schlägt mir schlichtweg auf's Gemüt. Morgens habe ich das Gefühl nicht aufstehen zu wollen, tagsüber wenig Motivation, ich hänge durch wie ein Schluck Wasser und erlebe mich freudlos, wahrscheinlich bin ich auch ziemlich unleidig, frage aber lieber meine Frau nicht danach. Der Blick auf die Wettervorhersage ist alles andere als stimmungsaufhellend und die paar kleinen mickrigen Tomatenpflänzchen, die gerade in ihren Torftöpfen aufgehen, ersetzen mir die Frühlingssonne auch nicht, obwohl, besser als nichts sind sie allemal, kann ich doch ab jetzt jeden Tag das Wachstum kontrollieren, eine neue Aufgabe. Heute Morgen mußte ich "zum Amt", zum Meldeamt um meine neuen gläsernen Personaldokumente - Personalausweis, genannt Perso, und den digitalen Pass abzuholen, 87,80 € für beide Dokumente, "der Herr gibt, der Staat n...

Wenn jemand eine Reise tut ...

Wenn jemand eine Reise tut, So kann er was verzählen. D'rum nahm ich meinen Stock und Hut Und tät das Reisen wählen.   Refrain: Da hat er gar nicht übel drum getan, Verzähl' er doch weiter, Herr Urian! Wenn ich es richtig weiss, ist dieser Text von Matthias Claudius, und da selbiger von 1740 bis 1815 lebte, auch schon entsprechend alt. Nun zog Herr Urian durch die ganze Welt um etwas zu erleben, von Deutschland über den Nordpol, Amerika, Grönland, Afrika, Arabien, Mexico. Damals ohne Billiflieger und Internet sicher eine große Leistung, erlebt aber hat er schon etwas. Das ist heute viel Einfacher, um etwas wirklich Tolles zu erleben, reicht es, morgens mit dem Bus in den Nachbarort zu fahren. Allerdings passt es nicht irgendeinen Bus zu nehmen, es muss schon - um wirklich etwas Besonderes zu erleben - der Schulbus sein. Der Schulbus ist dieses Gefährt, an dem sich morgens in der Regel die schulpflichtigen Kinder des jeweiligen Ortes treffen, lediglich um beque...

Ein freundliches Gesicht

Mehrfach ist er mit seinem dicken SUV auf dem Supermarktparkplatz hin- und her rangiert, bevor er sich doch noch ganz vorn, nahe des Eingangs in eine Lücke quetschen kann. Er steigt aus, das großvolumige Auto ist nicht Protz, sondern bei seiner stattlichen Statur objektive Notwendigkeit Sein Ziel ist aber nicht Supermarkt sondern das Verkaufsauto einer Fischhändlerin, neben der er sich platziert hat. Nach einem kurzen, schwerfälligen Sprint aus dem Stand gelingt es ihm sich unmittelbar vor mir in die nicht vorhandene Schlange einzureihen. Man weiss ja nie, wozu es gut ist. Die Fischverkäuferin steht in ihrem Kühlwagen, bei plus 1,5 Grad Umgebungstemperatur und Nässe völlig durchgefroren, blass, Pullover und dicke Jacke wie Zwiebelschalen um sich gewickelt. Neben dem Kopf schauen nur noch die Hände unter der Jacke hervor, blau verfärbt und ich sehe, wie schwer es ihr fällt die Finger in den dünnen Gummihandschuhen überhaupt noch zu bewegen. Militärisch kurz meldet der SUV-F...

Die Finken sind da

In unserem Garten steht ein etwas schiefes, aber selbst gebautes, meine Frau würde wohl sagen zusammengeschustertes Vogelhaus in dem wir vor dem Fenster die "Wild"-Vögel über den Winter füttern. Dies ist interessant, kann man doch durchaus selbst bei Meisen und Spatzen Eigenschaften beobachten, die man ansonsten vorrangig der Spezies Mensch zuordnet, nämlich permanente Missgunst, Gezänk und Futterneid.  Unsere Spatzen sind am Ende des Winters ausgesprochen dick, wahrscheinlich Diabetes gefährdet und die Amseln und Drosseln haben geholfen, die Kisten biologisch selbst angebauter Äpfel, die unsere Kinder und Enkel verschmähen, "weil sie nicht so schön sind" wie im Supermarkt, biologisch zu verwerten. Seit wenigen Tagen sind jetzt Schwärme von Finken vorstellig geworden, die sich ja noch nicht so ganz entschieden haben, ob sie nun Zugvögel sein wollen oder nicht. Die Finken jedenfalls, die bei uns eingefallen sind, sind im Vergleich zu den Spatzen so klein...

Mit geradem Rücken und stolz

Mit geradem Rücken und stolz gehen wir Deutschen derzeit ob unserer moralischen Stärke durch die Welt.  "Unser Herz ist groß", sagt der Bundespräsident, "mit Dunkeldeutschland werden wir fertig", solange es sich lediglich in OstDeutschland abspielt.  Schwieriger wird es jetzt schon, wenn sich der selbsternannte dumpfe "deutsch-nationale Rand" jetzt auch Hessen breitmacht, können ja nicht alles nur Sachsen sein, die seinerzeit als Flüchtlinge nach Hessen kamen. Oder vielleicht doch? Jedenfalls die meisten Deutschen können mit geradem Rücken und stolz umgehen. Viele von uns genießen das derzeit und blicken voll moralischer Entrüstung auf die anderen europäischen Länder. Unser Stolz und unser Mut verläßt uns allerdings postwendend wenn Vater Staat mit erhobenem Zeigefinger vor uns steht, dann knicken wir ein wie ein ausgeleiertes Taschenmesser. Es reicht schon ein freundlicher "Blitzer" vom Straßenrand, der unseren ganzen staats...

Eine Wertegemeinschaft

Häufig höre und lese ich in den letzten Tagen die Formulierung: "Die EU und Deutschland sind eine Wertegemeinschaft". Was genau ist damit gemeint? In meinen Anamnesegespräche mit meist jungen Patientinnen gebrauche ich fast immer die zugegeben bewußt vage Formulierung: "Und, wie leben Sie?" Nicht selten erhalte ich darauf sinngemäß folgende Antwort: "Ja, wir haben ein Haus, ein großes Grundstück, einen Garten, zwei Autos, einen Hund" (meist reinrassig), dann folgt noch der Hinweis auf dieses oder jenes Materielle. Eine gezielte Nachfrage braucht es in diesen Fällen fast immer um zu erfahren, ob es Kinder gibt und ob eine Partnerschaft besteht. Die EU und Deutschland sind eine Wertegemeinschaft! Oder ist es doch nur ein Generationsproblem?

Zwischen Dschanna und Dschahannam

Sein syrischer Vater Vater hatte ihm den Namen Faris mitgegeben, Faris, der Reiter. Alles im Leben hat seine Zeit, alles im Leben ist endlich, auch das Leben selbst. Dies muss Faris erfahren, als er nach drei Ehefrauen, 17 Kindern, unzähligen Enkeln und auch ansonsten zahlenmäßig gigantischen Verwandtschaft merkt, dass der Zahn der Zeit an ihm nagt, ihm einfach die Zähne ausfallen, alles am Vergehen ist, seine Potenz nicht einmal mehr für eine seiner drei Ehefrauen ausreicht und seine Kraft nachläßt, sodass sich selbst die jüngsten Enkel nicht mehr von ihm züchtigen lassen.  So sitzt er also in seiner syrischen Heimatstadt Hama, vom rund herum stattfindenden Krieg, den er wie kaum ein Syrer noch versteht, nahezu unberührt, erschüttert in seine moralischen Grundfesten als Mann ein Schatten seiner selbst, aber unbeirrt im islamischen Glauben. Sein Gott hatte ihm den frühen Märtyrertod mit den 13 herrlichen Jungfrauen verwehrt, geschuftet hatte er für seine drei Ehefr...