Als sie gefunden wird, war die alte Dame vom Sessel gerutscht und liegt davor auf dem Boden, es sieht weder gefährlich noch unbequem aus. Der Fernseher läuft weiter, ein leiser Ton, so als sollte die alte Dame nicht gestört werden, die Brille hat sie auf der Nase, ihr Gesicht strahlt eine gewisse Ruhe aus, so als habe sie den Tod gerade jetzt erwartet.
Viele Jahre hatte sie in der Wohnung gelebt, in der sie nun gestorben ist. Zuerst gemeinsam mit ihrem Mann, später nach seinem Tod auch allein, eher ruhig, soziale Kontakte hatte sie über Jahre überhaupt nicht gepflegt, so als sei sie sich selbst genug.
Sie liegt unmittelbar an einer Wand, über ihr eines ihrer kleinen Heiligtümer, ihr Setzkasten, den ihr Mann vor Jahren noch selbst getischlert hatte, etwas grob, viele kleine Fächer in unterschiedlicher Größe, eine zweiflüglige Tür mit dünnem Glas, etwas angestaubt, alles wirkt sehr fragil, so wie die alte Dame, die unmittelbar darunter liegt.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Ausdruck Setzkasten richtig ist, auf jeden Fall wird in unserer Gegend dieser Ausdruck gebraucht, vielleicht könnte man es auch Nippesregal nennen.
Ein Setzkasten ist eigentlich ein unterteilter Holzkasten, in dem zu Zeiten, als Druck noch per Satz erfolgte und ein hoch geachtetes Handwerk war, die Lettern sortiert und aufbewahrt wurden. Lettern, Buchstaben aus Blei, die im Hand- oder Maschinensatz zu einem fertigen Schriftbild zusammengefügt wurden, um damit ein Druckbild in Form eines Schriftsatzes zu erzeugen.
Also eigentlich wäre ein Setzkasten mit Lettern gut geeignet gewesen, dass Leben der alten Dame in Schriftform für die Nachkommen und in die Zukunft festzuhalten. Aber die Schrift war nie ihr Ding gewesen, sie hatte sich lieber in einer bildlichen Welt bewegt, deshalb auch die Nippes, die über ihr an der Wand im Setzkasten stehen.
Viele Nippes, die alle Fächer des Kastens ausfüllen, auch mehrere in einem Fach zusammengedrängt. Die Zusammenstellung wirkt nicht geordnet, weder bildlich, noch in einem inhaltlich erkennbaren Zusammenhang, eher so, als habe die Größe der Nippes festgelegt, in welches Fach sie kamen.
Jahrelang hatte sie mit ihrem Mann zusammen die kleinen Gegenstände zusammengetragen, immer wenn sie ihre Wohnung verlassen und sich an einem für sie interessanten Ort aufgehalten hatten, hatten sie dies mit einer neuen Figur dokumentiert, kleine Dinge, einfach gearbeitet, ohne materiellen Wert, nicht selten kitschig, aber für sie hatten die Dinge einen Wert, einen immateriellen, ein Ausdruck ihrer Wertschätzung für einige Augenblicke ihres Lebens.
Nach dem Tod ihres Mannes war nichts Neues mehr dazu gekommen, hatte sie sich zuerst darauf beschränkt die vorhandenen Dinge abzustauben, später hatte sie auch dies gelassen, im Augenblick ihres Todes war alles verstaubt.
Der Setzkasten mit seinem Inhalt ist eine Miniaturisierung ihres Lebens.
Es wirkt, als sie unter ihm liegt, als diene er nun nicht mehr ihrem Leben, sondern nur noch dem Tod. Vielleicht wäre ein Setzkasten mit Bleilettern im Ergebnis dauerhafter gewesen, Schrift war aber nicht ihr Ding.
Nach einigen pietätisch angehauchten Tagen wird die Wohnung geräumt, die nächsten Mieter warten, der Setzkasten mit Inhalt wandert in den Container, niemand interessiert sich mehr für die Dokumentation ihres Lebens.
Sie liegt unmittelbar an einer Wand, über ihr eines ihrer kleinen Heiligtümer, ihr Setzkasten, den ihr Mann vor Jahren noch selbst getischlert hatte, etwas grob, viele kleine Fächer in unterschiedlicher Größe, eine zweiflüglige Tür mit dünnem Glas, etwas angestaubt, alles wirkt sehr fragil, so wie die alte Dame, die unmittelbar darunter liegt.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Ausdruck Setzkasten richtig ist, auf jeden Fall wird in unserer Gegend dieser Ausdruck gebraucht, vielleicht könnte man es auch Nippesregal nennen.
Ein Setzkasten ist eigentlich ein unterteilter Holzkasten, in dem zu Zeiten, als Druck noch per Satz erfolgte und ein hoch geachtetes Handwerk war, die Lettern sortiert und aufbewahrt wurden. Lettern, Buchstaben aus Blei, die im Hand- oder Maschinensatz zu einem fertigen Schriftbild zusammengefügt wurden, um damit ein Druckbild in Form eines Schriftsatzes zu erzeugen.
Also eigentlich wäre ein Setzkasten mit Lettern gut geeignet gewesen, dass Leben der alten Dame in Schriftform für die Nachkommen und in die Zukunft festzuhalten. Aber die Schrift war nie ihr Ding gewesen, sie hatte sich lieber in einer bildlichen Welt bewegt, deshalb auch die Nippes, die über ihr an der Wand im Setzkasten stehen.
Viele Nippes, die alle Fächer des Kastens ausfüllen, auch mehrere in einem Fach zusammengedrängt. Die Zusammenstellung wirkt nicht geordnet, weder bildlich, noch in einem inhaltlich erkennbaren Zusammenhang, eher so, als habe die Größe der Nippes festgelegt, in welches Fach sie kamen.
Jahrelang hatte sie mit ihrem Mann zusammen die kleinen Gegenstände zusammengetragen, immer wenn sie ihre Wohnung verlassen und sich an einem für sie interessanten Ort aufgehalten hatten, hatten sie dies mit einer neuen Figur dokumentiert, kleine Dinge, einfach gearbeitet, ohne materiellen Wert, nicht selten kitschig, aber für sie hatten die Dinge einen Wert, einen immateriellen, ein Ausdruck ihrer Wertschätzung für einige Augenblicke ihres Lebens.
Nach dem Tod ihres Mannes war nichts Neues mehr dazu gekommen, hatte sie sich zuerst darauf beschränkt die vorhandenen Dinge abzustauben, später hatte sie auch dies gelassen, im Augenblick ihres Todes war alles verstaubt.
Der Setzkasten mit seinem Inhalt ist eine Miniaturisierung ihres Lebens.
Es wirkt, als sie unter ihm liegt, als diene er nun nicht mehr ihrem Leben, sondern nur noch dem Tod. Vielleicht wäre ein Setzkasten mit Bleilettern im Ergebnis dauerhafter gewesen, Schrift war aber nicht ihr Ding.
Nach einigen pietätisch angehauchten Tagen wird die Wohnung geräumt, die nächsten Mieter warten, der Setzkasten mit Inhalt wandert in den Container, niemand interessiert sich mehr für die Dokumentation ihres Lebens.
Hier muß bzw. darf ich wiedersprechen! Der Nippes wurde nicht entsorgt, aus Erinnerungsgründen. Wenn auch nicht mehr ausgestellt, doch liebevoll aufgehoben. Bis auf die grünen Elefanten. Die stehen bis heute im Setzkasten! In dem gleichen in dem ihre Urenkelin heute ihre Erinnerungen sammelt. Jetzt sind es allerdings überwiegend Steine. Große,kleine,glatte,scharfkantige. Alle handverlesen ausgesucht,nach ihrem eigenen Schema.
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