In unserem Garten steht ein etwas schiefes, aber selbst gebautes, meine Frau würde wohl sagen zusammengeschustertes Vogelhaus in dem wir vor dem Fenster die "Wild"-Vögel über den Winter füttern.
Dies ist interessant, kann man doch durchaus selbst bei Meisen und Spatzen Eigenschaften beobachten, die man ansonsten vorrangig der Spezies Mensch zuordnet, nämlich permanente Missgunst, Gezänk und Futterneid.
Unsere Spatzen sind am Ende des Winters ausgesprochen dick, wahrscheinlich Diabetes gefährdet und die Amseln und Drosseln haben geholfen, die Kisten biologisch selbst angebauter Äpfel, die unsere Kinder und Enkel verschmähen, "weil sie nicht so schön sind" wie im Supermarkt, biologisch zu verwerten.
Seit wenigen Tagen sind jetzt Schwärme von Finken vorstellig geworden, die sich ja noch nicht so ganz entschieden haben, ob sie nun Zugvögel sein wollen oder nicht. Die Finken jedenfalls, die bei uns eingefallen sind, sind im Vergleich zu den Spatzen so kleine ausgemergelte - zum Glück hat mich die Autokorrektur davor bewahrt "ausgemerkelte" zu schreiben - Gestalten, wie man sich gemeinhin Lebewesen vorstellt, die sich ohne öffentliche Verkehrsmittel über lange Wegstrecken gequält haben.
Die Finken also habe jetzt mein windschiefes Vogelhäuschen entdeckt und geben uns die Chance ihr Verhalten zu studieren.
Neuangekommen sondieren sie zuerst die Situation vom Rande her, bescheiden wirkend, zurückhaltend und ich spüre Mitleid, wenn ich daran denke, wie arm sie dran sind nach ihrem Flug über viele Kilometer und doch nicht freiwillig von Spatzen und Meisen an's Futter gelassen werden.
Nach wenigen Anflügen allerdings haben sie Lücken entdeckt, die sie dann gezielt nutzen, sich am und im Futterhäuschen festsetzen, während immer 1 bis 2 von ihnen wie Wächter vom Rand her sichern, ob nicht von irgendwoher Gefahr droht. Dann ertönt ein Laut und alle fliegen wie an der Schnur gezogen auf die nächsten Bäume.
Und, nach wenigen Minuten haben sie die Regie im Futterhaus übernommen und nun sucht die "Stammbelegschaft" entweder die Lücken oder guckt in die Röhre.
Jedes Jahr das gleiche Prozedere, aber immer wieder neu, wie im richtigen Leben.
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