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Es werden Posts vom September, 2018 angezeigt.

Untertan sein und Endlichkeit des Lebens

Herren und Untertanen sind in unserer Gesellschaft pro forma abgeschafft.  Die Gleichheit aller Menschen wird propagiert, wobei es unter Gleichen immer noch Gleichere zu geben scheint.  Wenn ich in meinem Alter noch das Glück habe voll schaffen gehen zu können, habe ich nicht das Glück den Ertrag für mich behalten zu dürfen, sondern gebe mehr als 50% in Form von Steuern und anderen Abgaben für die Verwendung der Allgemeinheit ab. Während Andere, Jüngere, Gesündere sich noch dreimal im Bett umdrehen, wenn ich arbeiten gehe. Nicht nur, dass ich u.a. auch Menschen alimentieren muss, die nicht arbeiten wollen. Sondern ich muss als Steuerzahler auch den Steueranteil derjenigen mit erwirtschaften, die sich generell vor Steuern drücken.  Das nur am Rande. Zeit meines Lebens habe ich gearbeitet, nicht einen einzigen Tag habe ich irgendwelche Transferleistungen bezogen.  Durch meine Eltern war mir schon als Schulkind eingeimpft worden: "Du musst arbeiten ...

Die lieben Freunde in den neuen Livestreams

Ich mache mir alle paar Tage die Mühe und sehe mir die Livestreams von Demonstrationen an, in denen wütende Bürger unseres Landes ihre wie auch immer geartete Ablehnung gegenüber der Politik und den Medien zum Ausdruck bringen.  Auffällig oft begegnen mir die gleichen Gesichter allen voran der rührige Dresdner Lutz Bachmann, der als Hans Dampf durch alle Protestgassen in Deutschland unterwegs zu sein scheint, eifrig filmt, die Ergebnisse mit kurzen eigenen Einspielungen kommentiert und sehr zeitnah oder oft sogar live im Netz platziert.   Seine Anrede ist stets die gleiche: "Liebe Freunde ..." - eine geschickte Formulierung, die etwa auch der AfD-Frontmann Björn Höcke gebraucht. Der Begriff "Freunde" ist nicht politisch angehaucht, impliziert keinerlei Ablehnung oder Vorsicht, bezieht alle mit ein, vom Anzugträger, über den Uniformierten bis zum alten Herrn in kurzen Hosen, Sandalen und Tennissocken - es impliziert: 'Du bist einer von uns. Du bist ein F...

Betonwände aus High-Tech-Gummi?

In Zeiten, in denen die Historie unseres Landes und unserer Gesellschaft in der öffentlichen Wahrnehmung einen dramatischen Bedeutungsverlust zu erleiden scheint, finde ich es wichtig immer wieder auf historische Abläufe zu verweisen und den Finger auch in schmerzende Wunden zu legen, damit sich die Dinge nicht nur deshalb wiederholen, weil sie vergessen sind. Ein historisches Thema, welches mich als Mensch und Arzt ganz besonders bewegt, steht im Zusammenhang mit den Begriffen "Euthanasie" und am konkreten historischen Beispiel, der "Aktion T4" der Nationalsozialisten im III. Reich.  Für den nicht so historisch Interessierten an der Stelle nur der Hinweis, dass es sich um eine staatlich geplante Vernichtungsaktion von Menschen mit Handicap in den Jahren 1939 bis 1945 und partiell noch darüber hinaus handelte, der nach heutigem Wissensstand über 200 000 Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Einschränkungen zum Opfer fielen.  Da diese Vernichtungs...

Diogenes von Sinope

* Diogenes von Sinope nimmt selbst in der langen Reihe antiker griechischer Philosophen  eine gewisse Sonderstellung ein.  Obwohl kaum gesicherte Lebensdaten über ihn vorliegen, gibt es doch eine Reihe von Anekdoten, die sein Leben beschreiben (sollen). Die Fülle der Anekdoten zu Diogenes aus zweiter und dritter Hand sind auffallend vielfältig. Für die Authentizität der überlieferten Anekdoten wird wohl niemand Verantwortung übernehmen wollen. Das ist ähnlich, wie wir dies heute bei Vor-Wahlversprechen kennen. Vor der Wahl wird das Blaue vom Himmel herab konfabuliert, mit bedeutungsschwerer Stimme werden Versprechen gemacht, an denen man sich selbst bis zum Orgasmus erregt, dabei genau wissend, dass der gemeine Wähler nach der Wahl nicht darauf zurückkommen wird. Der Versprechende natürlich auch nicht, ist er doch froh nach dem Wahltag darauf nicht wieder angesprochen zu werden. Sollte sich blöderweise doch jemand daran erinnern, gibt es s...

Die Fabel vom Dösen

Der Abend eines anstrengenden Tages, die Tiere des Waldes sind müde, es ist sehr heiß, gab wenig Beute, ein hungriger Magen.  Der alte Bär ist auf dem Rückweg zu seinem Nachtlager. Auf der Suche nach einer wenigstens kleinen Beute sieht er auf einem alten Baum einen Raben. Der Rabe sitzt still auf einem Ast, hat den Kopf zur Seite gedreht, und richtet den Blick zum Himmel. "Was machst du dort oben Rabe?" fragt der Bär. "Ach, ich tue nichts, ich sitze einfach hier und döse, ein herrliches Gefühl." Der hungrige Bär mit seinem knurrenden Magen hat auch das Bedürfnis nach einem herrlichen Gefühl, er setzt sich bequem unter den Baum, dreht den Kopf zur Seite und richtet den Blick gen Himmel. Nach einigen Minuten kommt der Wolf, auch er hungrig und schlecht gelaunt. Er sieht den Bären unter dem Baum sitzen, darüber der Rabe. "Hallo Rabe und Bär, was macht ihr da?" Es dauert einige Augenblicke bis der Rabe mit müder Stimme krächzt: ...

Die Zeit und der Nazi

Die Geschäftsführerin von NOMOS in Glashütte in Sachsen hat es schwer.  Zur Erläuterung für die, die sich eine NOMOS nicht leisten können, es handelt sich um eine Uhrenmanufaktur, die auch sehr hochwertige Uhren herstellt. Glashütte als Ort hat  seit mehr als 170 Jahren  eine bedeutende Tradition in der Herstellung von Uhren und es ist einer der wenigen traditionellen industriellen Standorte des Ostens, der sich in den plattmachenden Treuhand-Wirren der Nachwendezeit halbwegs am Markt behaupten konnte.  Hier hat sich handwerkliche Qualität gnadenlos gegen Politik durchgesetzt. Durchgesetzt bis heute, aber jetzt scheint alles bedroht. Frau Borowski, die Geschäftsführerin von NOMOS, berichtet, dass sie mit Anfragen aus dem Ausland bombardiert wird, in denen internationale Kunden wissen wollen, "ob ein Nazi an ihrer Uhr gearbeitet hat". Um die hundert Briefe haben sie zu diesem Thema schon erreicht. * Nun kenne ich persönlich keinen Nazi, habe k...

Die Lüchenbank ...

Kommunikation "auf Augenhöhe" ist eine der Grundlagen einer funktionierenden sozialen Gemeinschaft.  Lasst mich solche Dinge wie social media außer acht lassen, davon verstehe ich nichts. Vielleicht würde ich es begreifen, will mich aber auch nicht näher damit befassen. Werfen wir einen Blick zurück, denn "früher war auch nicht alles schlecht". Ein gutes Beispiel ist die Lüchenbank, die früher in jedem Dorf de facto der soziale Mittelpunkt war. Die Menschen, die noch nicht so lange hier oder überhaupt leben, brauchen wahrscheinlich zu diesem Thema Nachhilfe. In meiner Kindheit und Jugend, gab es in diesem unseren Land noch funktionierende soziale Strukturen. In einem Dorf lebten Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, meist von der Großmutter bis zum Enkel unter einem Dach. Zuweilen war auch der Urenkel schon dabei, speziell dann, wenn die Alte eine besonders zähe Gesundheit hatte. Dann wurde es eng, weil die Zahl der Zimmer im Haus in der Regel begre...

Die neuen Nazis oder die Renaissance des Rechtsextremen?

Vor einiger Zeit haben wir um die Osterzeit zwei Urlaubswochen damit verbracht, von Regensburg bis Wien auf kleinen Straßen entlang der Donau zu fahren. Unser eigentliches Ziel war Schönbrunn, was zum Desaster wurde, da dort wegen anhaltend kalten Wetters entgegen allen Ankündigungen noch nicht eine Blüte zu sehen war.  Die Route neben der Donau kann ich dem historisch Interessierten unbedingt empfehlen, man findet dort geballte europäische Geschichte und Kultur und freundliche Menschen, denen zu einem großen Teil preußische Verbissenheit völlig fremd ist. Regensburg, Passau, Stationen die durch den Katholizismus mit seinen guten und mit seinen dunklen Seiten seit Jahrhunderten geprägt sind. Bei Passau bringt der Inn nach wie vor sein etwas trübes Wasser auch aus Braunau zum großen Fluss, inzwischen beeinträchtigt es die Qualität der Donau nicht mehr.  Die nächste größere Station ist Linz, eine Industriestadt, die eng mit dem Nationalsozialismus verwoben war....

Die grosse Wippe

In meiner Kindheit gab es viele, alltägliche Dinge, noch gar nicht oder nicht in der Perfektion wie heute, nehmen wir etwa Spielplätze. Spielplätze sind heute High-tech-Orte, TÜV-geprüft, permanent mit Argusaugen überwacht von ängstlichen Eltern, die ihre Angst damit an die Kinder weitergeben. Aus Leipzig.de Nehmen wir das Beispiel einer einfachen Wippe, hier auf einem Spielplatz in Leipzig. Wir sehen einen einbetonierten Stahlträger in der Mitte, der runde, elegant anzusehende Balken ist drehbar darauf gelagert. Die Griffe sind wiederum aus Metall, ergonomisch geformt. Unklar ist, weshalb die aufsichtsführenden Mütter bisher noch nicht Wirbelsäulen-schonende, auf Stoßdämpfern gelagerte Sitze eingefordert haben. Die Enden schlagen in den Sand, irgendwelche Puffer, bei uns waren es meist alte Reifen, gibt es nicht. Auf bodenbedeckendes Grün haben die Macher verzichtet, möglicherweise der Pflege wegen. Die Wippe ist sehr elegant, aber unpraktisch, der Platz insgesamt sieht scha...

Den alten Hund zum Jagen tragen ....

Mit den Jahren verändert sich für jeden von uns die Sicht auf die Dinge.  Als junger Mensch hat man Ideen, man sieht das, was die Alten machen, kann sich damit arrangieren oder eben auch nicht, wenn nicht rebelliert man mehr oder weniger offen dagegen. Irgendwann übernehmen dann die Jungen die Verantwortung für sich selbst, für ihre Familien, für ihren Teil der Gesellschaft ... oder eben auch nicht. Die Aktiven versuchen etwas zu verändern, zu gestalten, nach ihren Vorstellungen, nach ihren Wünschen, nach den Möglichkeiten, die sie vorfinden oder die ihnen geboten werden. Und natürlich nach ihren eigenen Ressourcen. Das gelingt ihnen ... oder eben auch nicht.  Wenn nicht, sind die Wünsche und Vorstellungen nicht in Übereinstimmung zu bringen mit den objektiven Rahmenbedingungen, mit den eigenen Kräften, mit dem, was tatsächlich machbar ist oder auch mit dem, was die Menschen im Umfeld wollen und können. Ich bin im Leben an mehreren Dingen gescheiter, die i...

Männer in kurzen Hosen - Köthen, Sachsen-Anhalt

Selbst als gelernter Ostdeutscher verbinde ich mit der Ortsbezeichnung Köthen - eigentlich nichts. Das Einzige, was in meiner Erinnerung haftet, ist der Umstand, dass ich einmal eine Lehrerin hatte, die stolz war, ihre pädagogische Ausbildung in Köthen absolviert zu haben.  Für uns Halbwüchsige spielten weniger ihre pädagogischen Fähigkeiten eine Rolle, augenfällig war vielmehr ihre sehr beachtliche Oberweite, die Anlass zu den wüstesten Vermutungen gab. Sie nutzte diese Gabe der Natur geschickt, verstand die ganze Pracht nur so marginal zu verhüllen, dass sie unsere Spekulationen im wahrsten Sinne nach Leibeskräften forcierte. Welches verheerende Werk später die Schwerkraft dort notwendigerweise verrichten würde, darüber machten wir uns wahrlich keine Gedanken. Heute würde ich wohl darauf verweisen, dass eine ptotische, großvolumige Brust eine Bedrohung für die Halswirbelsäule ist. So ändern sich die Zeiten.  Man kann nachlesen, dass seit 1946 Neulehrer dort ausgeb...