Freitag ist mein Tag für's Besondere, auch heute.
Ein Besuch im Supermarkt im hessischen Nachbarort, neben fälliger "Steuervorauszahlung und anderen höchst erfreulichen Petitessen - die Regierung braucht Geld zum Verschleudern.
Für die Nicht-Steuerzahler der Hinweis: Steuervorauszahlung heißt, ich muss Geld abdrücken, dass ich noch nicht einmal erarbeitet habe und vom dem ich nicht weiss, ob ich es überhaupt verdienen werde, während dessen Andere sich noch mehrfach im Bett umdrehen und überlegen, ob sie heute aufstehen oder nicht. Also, ein höchster erfreulicher und vor allem leistungsstimulierender Termin.
Der Supermarktparkplatz hat den Vorteil sehr geräumig zu sein, insgesamt 8 Reihen Parkplätze, erstaunlich breit, die erste Reihe geschätzt 4 Meter vom Eingang entfernt, sodass kein unnötiger Schritt getan werden muss. Schlimmstenfalls fahren die Leute mehrfach um den Platz bis tatsächlich einer der begehrten Stellplätze frei wird.
Ich stelle mich meist in die 3. oder 4. Reihe, es läßt sich dort besser einparken, das Ausparken fällt mir leichter und die Gefahr eines "dellenspendenden Nachbarn" ist geringer. So auch heute, aber manchmal kommt es so blöd, wie man nicht denken kann. Ich habe mich am Ende des Parkstreifens positioniert, neben mir 6 freie Plätze, alles easy.
Als ich nach 10 Minuten zurückkomme, sind davon immer noch 4 Plätze frei, nur unmittelbar neben mir stehen 2 Autos. Direkt neben mir ein froschgrüner, neu glänzender Opel, dann ein SUV. Die Fahrertür des Froschgrünen zeigt auf den Opel und eine junge Frau dreht mit verkniffenem Gesicht langsam daran, offenbar will sie einsteigen. Gefühlt sind 20 cm Platz zwischen den beiden Autos und die junge Dame hat die Figur eines fromidablen Sektkorkens, kein Platz und schon vom puren Augenschein unmöglich dort hineinzukommen, noch dazu sie in der anderen Hand einen Stapel Einkäufe trägt, Schnuckelzeug in Plastebechern, eine Packung Toast. Sie schimpft vor sich hin, geht zur Beifahrertür, genauso eng, sie ist selbst so dicht neben mein Auto gefahren. Ich muss schmunzeln, da klar ist, dass ob ihrer persönlichen Abmaße jeder Versuch scheitern muss.
In meiner unendlichen Güte schlage ich ihr - ungefragt - vor, "Wenn Sie einen kleinen Moment warten, fahre ich gleich weg", ich will nur meinen Minieinkauf in den Kofferraum legen. Wahrscheinlich hat sie meine belustigte Miene gesehen.
Endlich hat sie einen Blitzableiter gefunden, sie sieht mich an und kontert, "Lass mich doch in Ruhe blöder, alter Ossi."
Nun ja, "blöd" weiss ich nicht, man schätzt sich ja meist besser ein, als Andere, "alt", jung bin ich wirklich nicht mehr und den Ossi erkennt sie zwanglos am Nummernschild, WAK, wie Wartburgkreis. Ihr Nummernschild HEF weist sie als moralisch gefestigte Bürgerin des Kreises Hersfeld-Rotenburg aus. Zum Glück bezeichnet sie mich nicht als Rassisten, Rechten oder gar Nazi.
Damit sie nicht auch noch an meinen Fähigkeiten zum Verstauen meines Einkaufs zweifeln muss, lasse ich mir jetzt viel, viel Zeit. So viel Zeit, dass Sie beschließt doch noch Zugang über die 20-Zentimeter-Lücke zu finden.
Soll sie, ich muss meinen Einkauf ordentlich verstauen, ich habe Zeit. Erst als nebenan etwas mit einem satten Plumps zu Boden fällt und die "Dame" lauthals schimpft, schreit, sehe ich wieder zu ihr. Sie steht in einem Haufen rot-brauner Pampe, Packungen mit Roter Grütze und Schokoladenpudding sind ihr aus der Hand gefallen und zu ihren Füßen geplatzt. Der Inhalt bedeckt ihre ehemals weißen Schuhe. So schnell können sich Brauner Pudding und Rote Grütze mischen, man denkt es nicht.
Kurz überlege ich, ob sich ein Foto lohnt, ich verzichte darauf, denn selbst als blöder, alter Ossi hänge ich doch noch irgendwie ein klein wenig am Leben.
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