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Es werden Posts vom August, 2018 angezeigt.

Durch's dunkle Deutschland

Der Urlaub geht zu Ende, von Rheinsberg, über Cottbus nach Thüringen.  In Cottbus noch ein Besuch bei Freunden, sehr liebe, sehr strukturierte, früher sehr engagierte Menschen, jahrzehntelang in verantwortlicher Stellung, tätig. Stundenlang konnten wir früher über Gott und die Welt diskutieren. Heute resignieren sie und sprechen davon, dass "man die ganze Wahrheit zu den aktuellen Vorgängen im Land sowieso nicht erfährt" und "ändern könne man schon überhaupt nichts". Also verhalten sie sich still, gehen mittwochs zum Yoga und freitags zur Rentner-Laufgruppe.  Da ich merke, dass ich nicht mehr so gern lange Strecken im vollen Verkehr fahre, es aber auch nicht vermeiden kann, entschließe ich mich wenigstens abends zeitig schlafen zu gehen. Die Autobahn von Cottbus nach Thüringen führt zwangsläufig über Sachsen, Cottbus, Dresden, Chemnitz, Erfurt; eine gut ausgebaute Autobahn, nach 20 Jahren allerdings abschnittsweise schon wieder überholungsbedürftig.  ...

Fehlen uns Menschen?

Nein, uns fehlen vor allem ein flächendeckendes, leistungsgerechtes Tarifsystem, ein modernes, zeitgemäßes Arbeitsmanagement und ein leistungsförderndes Steuersystem. Oma Anna selig pflegte zu sagen: Arbeit schändet nicht. Nach wie vor wird in unserem Land lauthals über einen Fachkräftemangel geklagt, u.a. vor allem in speziellen Branchen, Gast- und Beherbergungsgewerbe, im Transportgewerbe, in der Sicherheitsbranche, aber auch in den meisten Handwerksberufen. Die Handwerker in unserem sozialen Umfeld sind ununterbrochen am Klagen, dass sie keine Auszubildenden und Facharbeiter bekommen.  Jeder Wirt, jeder Hotelier drückt bei seinen Gästen so auf die Tränendrüsen, dass man sich klammheimlich nach der Spendenbox für den Darbenden umsehen möchte. Nicht selten kam bei mir schon die Frage auf, für wen das Trinkgeld wichtiger wäre, für den hungernden Wirt oder seine unterbezahlten Angestellten? In unserer lokalen Bäckereifiliale, Teil einer großen Kette, hängt neuerdings ei...

Der fast Kahle von Kampehl

Es gibt so Dinge, die schleppe ich gedanklich schon sehr viele Jahre mit mir herum.   So auch die Ortsbezeichung „Kyritz an der Knatter“. Als Kinder wollten wir uns halbtot lachen, “Kyritz an der Knatter“. Heute werden wohl nicht mehr allzuviele Kinder die Ortsbezeichnung schon einmal gehört haben, sie kennen eher Malle, die Azoren, Domrep oder die Malediven. Und die Kinder, die das nicht kennen, sagen es nicht und tun so, als wären auch sie dort mehrfach jährlich zu Hause. Die Urlaubsgestaltung hat im Lauf meines Lebens eine erstaunliche Wendung genommen. In meiner Kindheit spielte Urlaub überhaupt keine Rolle. Meine Eltern hatten sehr wenig Kohle, meine Mutter war nur selten weg, als Näherin erledigte sie ihre Arbeit zu Hause. Die einzigen größeren Ausflüge des Jahres fanden an den Tagen statt, an denen sie ihre fertige Arbeit lieferte. Sie fuhr dann mit mir in die Stadt, mit dem Bus, ein Auto gab es nicht. Über dem Arm hatte sie die in ein Bettlaken eingeschlage...

Ode an einen neuen Finanzminister

Die alte Dorfkirche von Ribbeck wird gerade von einem Rentnerbus geflutet. Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?« Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.« So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.« Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht Sangen »Jesus meine Zuversicht«, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: »He is dod nu. Wer giwt uns...

Die Allee der krummen Bäume

Eigentlich bin ich weder abergläubisch, noch sehr schreckhaft. Manchmal etwas vorsichtig, zugegeben, etwa bei kaltem Wasser, aber von esoterischen, spirituellen, übersinnlichen Empfindungen oder Glaubensformen bin ich weit entfernt. Als Kind habe ich zuweilen abends im Dunklen unter das Bett geschaut, bevor ich schlafen ging. Friedhöfe dagegen haben auf mich eine beruhigende Wirkung, auch bei dusterem Licht. Ich weiss nicht, wieviele Stunden ich als jüngerer Mensch auf Friedhöfen verbracht habe, auf jeden Fall waren es viele.  Einer meiner Sehnsuchtsorte war und ist ein alter Friedhof in Schönebeck, der Gertraudenfriedhof, den ich einmal entdeckt habe, als es mir gesundheitlich absolut dreckig ging. Ich hatte mich nach einer Operation ärztlicher Kontrolle entzogen, war - in makaberer Weise aus der Klinik in ein Hotel "Am Kurpark" - geflüchtet, hielt es dort vor Schmerzen nicht aus und fand beim ziellosen Herumlaufen diesen Friedhof. Unmittelbar an der Bunde...

Komische Menschen in lustigen Klamotten

Vor wenigen Jahren begegnete ich in "den Weiten" Brandenburgs vielen Wanderern, Läufern, Fußgängern, wie man will. Also einfach, Menschen auf zwei Beinen. Bei einer zufälligen Begegnung grüßte man sich, wechselte vielleicht ein paar unverfängliche Worte, ging weiter, meist mit einem guten Gefühl, auch wenn die Begegnungen nie nachhaltig waren. Das Bild hat sich völlig gewandelt, Fußgänger gibt es kaum noch. Jetzt sind meist Menschen in seltsamen Kostümen auf Gebilden mit 2 und mehr Rädern unterwegs, die mit absoluter Selbstverständlichkeit alles vor sich hinwegfegen. Der Sommer, speziell der Urlaub, ist des Deutschen liebste Zeit der Bewegung, wohlgemerkt der tatsächlichen, nicht der imaginierten. Eine dominierende Rolle spielt dabei das ....? Richtig, das Fahrrad! Das Fahrrad hat die Welt und das soziale Zusammenleben grundlegend verändert. Sieht man beispielsweise dieses Zeichen, bedeutet es nicht, dass Radfahrer auf Fußgänger achten sollen, sondern beinha...

Das geht aber gar nicht!

Während sich der eingeborene Rheinsberger fragt, warum Fremde dort Urlaub machen, sucht der Urlauber im Städtchen bereits nach einer Begründung, warum gerade er dort Urlaub macht, nicht selten vergebens. Und wahrlich, das Städtchen an sich ist so reizlos, dass es gegen das beschauliche und sympathische Umfeld kaum punkten kann. Die gesamte Innenstadt ist pro forma mit Parkgebühren belegt, allerdings sind 30 Minuten kostenfrei, viel mehr braucht man typischerweise kaum, sodass die Einnahmen der Stadt eher moderat sein dürften. Zumindest sah ich keinen Parkenden, der Geld an den Parkscheinautomaten verschwendete. Selbst wenn man länger als 30 Minuten in der Stadt unterwegs ist, braucht es von fast jedem Punkt nicht mehr als 5 Minuten zu Fuß um einen neuen Freischein zu ziehen.  Das Rheinsberger Schloss, die Laurentius-Kirche und der Ratskeller sind zu erwähnen. Der Ratskeller allerdings nur, weil schon Theodor Fontane selig vorgab, bei seinen Wanderungen dort eingekehrt ...

Alles atmet Beständigkeit

Brandenburg  an der Grenze zu Meck-Pomm, eine Gegend die immer wieder eine Reise wert ist.  Von Thüringen aus über die A4 bis zum Hermsdorfer Kreuz, der blanke Wahnsinn in Potenz. Zwar eine dreispurige Autobahn, gut ausgebaut mit breitem Standstreifen - aber viel zu schmal.  Die rechte Spur bleibt fast leer, LKW's, einzelne Pkw's, dazwischen ganz viel Luft. Die Mittelspur ist blockiert durch Langsamfahrer, deren Geschwindigkeit gerade so ausreicht, um neben einem großen LKW nicht zurückzufallen. Überholen ist nicht angestrebt. Die linke Spur dagegen ist der absolute Treffpunkt der Gefühle, knallhartes Gaming, Kampf bei höchster Geschwindigkeit. Am liebsten sind mir die Raser, die mit 100 Stundenkilometer von der Mittelspur ohne zu blinken auf links wechseln, sobald sie von hinten auch nur den kleinsten Schatten kommen sehen. Seltsamerweise geht es auf der A9 Richtung Berlin dann etwas gesitteter zu. Hier dominieren die Schnellfahrer, wahrscheinlich weil e...

Das hat es alles schon einmal gegeben .....

Ja, es hat wohl in der Geschichte alles schon einmal gegeben. Ich bin erschüttert, mein "Weltbild", welches bis vor nicht allzu langer Zeit noch relativ stabil war, gerät ins Wanken, eine Situation, die ich nur schwer ertragen kann. Einer meiner Kollegen ist ermordet worden, ein Arzt in Offenburg wurde am 16. August in seinen Praxisräumen getötet, seine Mitarbeiterin schwer verletzt. Das Verbrechen geschah unter den Augen der Tochter des Arztes. Zum Glück wurde der Täter relativ schnell gefaßt. Die Tat geschah mit Vorsatz, hatte doch der Täter das Tatmesser mit in die Praxis gebracht. Und ich wüßte nicht, warum sonst ein Patient mit einem Messer zum Arzt gehen sollte. Bei mir jedenfalls wurde noch nie ein Patient mit dem Messer in der Hand vorstellig, um mit mir über die Qualität des Stahles oder die formschöne Gestaltung des Schafts zu parlieren. Ich muss zugeben, bis vor wenigen Jahren waren solche Dinge für mich unvorstellbar. Von Großfamilien gefl...