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Das Boot ...

Schon als Kind habe ich, geborener Flachländer davon geträumt, irgendwann einmal ein eigenes Boot zu haben. Meist kamen diese Wünsche im Sommer, etwa bei einem der seltenen Urlaube am Wasser, dies hieß für uns Mecklenburg oder Ostsee, im Extremfall auch einmal Plattensee oder gar Schwarzes Meer. 

Im Winter sah ich schon gleich gar kein Boot, wir wohnten in Thüringen und dort geht die Fläche schiffbarer Gewässer mit Ausnahme der Talsperren so gegen Null.

Die Talsperren waren für uns das greifbarste Wassersportgebiet, wenn auch in der Regel nicht als solches ausgewiesen, was uns wiederum nicht störte. Bleiloch, Hohenwarte, Lütschetalsperre waren unser Mekka.

Die Lütsche hatte dabei die interessanteste Geschichte. Sie wurde nicht etwa aus unverzichtbaren grün-ökologischen oder energetischen Maßnahmen errichtet, sondern von der Deutschen Reichsbahn gebaut und 1938 in Betrieb genommen. Wasser wurde gebraucht, und zwar kalkarmes Wasser für die Lokomotiven der Bahn, da normales, kalkreiches Wasser die Lebensdauer der Dampfloks drastisch reduzierte. Gleichzeitig wurden von dort aus die Löschwasserzisternen von Erfurt gefüllt. Bald nach der Inbetriebnahme würden Bomben auch auf Erfurt fallen und da war Löschwasser in großen Mengen in der eng bebauten Stadt alternativlos. 

Mein erster Kontakt mit Wasserfahrzeugen war ein Ruderboot, von denen ich einige schwerfällig vor sich hin dümpelnd, auf einem Ruderteich in unserer Nähe sehen konnte. So an die 10 Kähne lagen da rum, breit, schwerfällig, teils Holz, teils Blech. Die Holzboote waren innen meist nass, bevor man sich reinsetzen konnte, wurde mit einem flachen Gefäß, von der Form eines Flachmannes ohne Hals erstmal Wasser geschöpft, danach waren sie glitschig und nicht selten ging man schon beim Einsteigen über Bord. Was wiederum nicht so ganz schlimm war, das stille Gewässer war lediglich geschätzt knapp einen Meter tief. Eine Schweinerei war es aber allemal, zumal wenn man mit Freundin vor Ort war.

Trotzdem hatte sich in mir der Wunsch verfestigt auch einmal ein eigenes Boot zu haben. Und oft, wenn ich an einem Bootshafen vorbei kam, schimpfte ich nach außen über die, die hier ihr Geld in Form ihrer Schiffe zur Schau stellten und innerlich nagte der Neid an mir. Dabei spielte es erstaunlicherweise keine Rolle, dass ich nie in der Nähe schiffbarer Gewässer, für die sich die Anschaffung gelohnt hätte, lebte.

Das heißt, so ganz stimmt das auch wieder nicht. Eine Zeit meines Lebens verbrachte ich an der Saale, einem Fluß, der damals zu fast nichts taugte. Sehr flach, nicht schiffbar, verdreckt, sodass es kaum ein Fisch schaffte sich dort länger als ein paar Tage zu halten.

Halten konnten sich allerdings bei Jena mehrere Sportruderboote, ganz andere Kaliber als die Freizeitkähne auf dem Teich. Schnittige, elegante, sehr schmale Boote aus feinem Holz, sehr wacklig, sobald man stehenblieb, sehr stabil in der Lage wenn man Geschwindigkeit aufnahm. am Problematischsten waren dabei der Ein- und Ausstieg, immer wenn ich unsicher war, landete ich im Wasser. es ging dabei weniger um Balance, als um Mut. Und der wechselte von Tag zu Tag, manchmal von Minute zu Minute, auf jeden Fall hatte ich mehrfach Wäsche zum Wechsel im Ruderhaus am stolzen Ufer der schmutzigen Saale.




Dorthin zog es mich, in das Ruderhaus, in dem ich meist allein war, und auf die Saale, wenn ich eine Auszeit für mich brauchte, manchmal auch nur um meinen aufgestauten Frust mit den Rudern ins Wasser zu übertragen, während des Studiums und noch einige Jahre danach.

Gelernt habe ich in dieser Zeit, dass ein kippendes Boot nicht dadurch stabiler wird, dass man sich nach der kippenden Seite neigt. Das gilt für den Einer, mehr noch für die Boote mit 2 und mehr Insassen. In einem kippenden Vierer würde niemand auf die Idee kommen, sich noch in Richtung Wasser zu neigen.





Dann kam "das Boot" und auch im U-Boot war es so, dass die Neigung des Schiffes unter anderem mit der Verlagerung des Gewichts der Mannschaft beeinflusst werden konnte. Wurde die Mannschaft beim "Alarmtauchen" nach vorn beordert, ging die Nase schneller in die Tiefe, wurde die Mannschaft nach achtern befohlen, hob sich die Nase schneller. Auf einem U-Boot unter Kriegsbedingungen konnte dies Leben retten oder auch vernichten. 

Irgendwann fand ich dann das Zitat, welches wahlweise mal Thomas Mann und mal Kurt Tucholsky zugeschrieben wird, ich tippe auf Mann:


„Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts. Wenn das Boot nach links zu kentern droht, lehne ich mich automatisch nach rechts. Und umgekehrt.“

Ich würde mit freuen, wenn im Jahr 2018 die deutsche Politik einmal darüber nachdenken würde. 

Das Boot Deutschland ist aktuell voll, es macht keinen Sinn, wenn alle wie die Lemminge weiterhin zur gleichen Seite des Decks rennen. 


Das Schiff wird zwangsläufig kentern.


Deshalb, schnell verkaufen, vielleicht an einen Scheich, besser als Totalverlust.

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